12.03. – 26.03.2008

Die Bilderserien von Sun Xin zeigen den Prozeß Ihrer künstlerischen Entwicklung vom traditionellen Realismus zu aktuellen konzeptuellen Versuchen. Die Bilderserie des Himmels in Beijing, 2006 begonnen, wurde in Wien fortgesetzt.
Die Wolke ändert sich ständig am Himmel, manchmal mit bestimmter Form, manchmal formlos. Sie schwebt mit dem Wind im Himmel. Sie spaltet sich in einem Augenblick, schließen sich dann wieder zusammen. Diese Änderungen sind wie unerwartete und unkontrollierbare Handlungen, wie ein Drama im Himmel. Wolken kann man verschiedene Bedeutungen geben, jedoch haben sie, nach physikalischer Beobachtung, keine Form und Grenze.
Der Himmel wird jeweils in der östlichen und westlichen Kunst unterschiedlich dargestellt. In der traditionellen chinesischen Tuschmalerei wird der Himmel oft durch den Kontrast zwischen Weiß und Schwarz, zwischen dem Konkreten und Abstrakten präsentiert, während er in der klassischen europäischen Ölmalerei oftmals als Hintergrund Gottes erscheint. Hierin sieht man die differenzierte Herkunft der Philosophie von Osten und Westen.
Vom Beijing nach Wien bin ich so fasziniert von der Differenz, eigentlichen den Differenzen aller möglichen Art und Weise, insbesondere des Himmels. Gerade der Himmel ist das, was ich fühlen und besser verstehen kann als alles andere in der fremden Stadt.
Von der Wolke zum Himmel: ändert alles, im Grund genommen jedoch nichts, alles bleibt immer noch in der puren Existenz.
Sun Xin
Exchange researcher in Vienna Applied Art University and Vienna University
Lecturer in Capital Normal University in Beijing China
Studying in China Academy of Fine Arts for Doctor ‘s degree

clouds

Keine Interpretation, kein symbolischer Bezug, nur der Hinweis auf den Eigenwert der Farbe Blau,
auf Farbflächenbilder, auf Abstraktheit, auf den Widerstand durch Farbe in der Moderne – dem entgegengesetzt: alles im Fluss, in Bewegung, in Veränderung; Wasserfluß, Geldfluss, Überfluss und Mangel.
In einer entfremdeten Arbeitswelt, in Zeiten des fortschreitenden Abbaus des Sozialstaates und der neuen Sklaverei durch Menschenhandel, immer noch existierender Kinderarbeit oder unmenschlichen Arbeitsverträgen und der Nichtexistenz von internationalen Gewerkschaften gewinnt der „Blaue Montag“ an sozialer Wichtigkeit und Widerstandskraft. „Blau machen“ bedeutet frei sein von Zwängen, Selbstbestimmung von Zeit. Sport als unfreies Spiegelbild unfreier Arbeit ist allerdings nicht die Alternative, sondern gemeint ist Nichtstun als schöpferische Pause, aus der Neues, Künstlerisches oder Soziales, entstehen kann. Weniger ist mehr – ein Prinzip moderner Kunst und ein ökologisches Prinzip. Die blaue Blume der Romantik, Symbol einer unstillbaren Sehnsucht nach dem wahren Leben, nach Gemeinschaft, nach Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit, in der alles meßbar und für ein Drittel der Menschheit auch zahlbar ist. Der „Blaue Reiter“ als Symbol einer anderen Wahrnehmbarkeit der Welt. Ein blauer Montag ist ein möglicher Luxus im demokratischen Sozialstaat, oft psychische und physische Notwendigkeit, um gesund zu bleiben, blau machen müssen heißt aber auch Arbeitslosigkeit.
Arbeits-und Freizeit wird und wurde mit Beginn der Industrialisierung genau getrennt und gemessen, früher durch die Stechuhr, jetzt durch die Stempelkarte oder Kontrolluhr, computergesteuerte Methoden, Identifizierung durch Fingerabdruck oder Iriskontrolle. Alle sollten in den Fabriken gleichzeitig und Tag für Tag am Arbeitsplatz sein; das war ein Bruch mit der bäuerlichen und handwerklichen Arbeitsorganisation, selbstverständlich auch der künstlerischen. Sich nach betrieblichen Vorgaben zu richten, bedeutet heute oft unbezahlte Mehrarbeit. Der effektive Stundenlohn sinkt dabei.
Arbeit ist über den Profit definiert, nicht über den gesellschaftlichen Wert: pflegerische, erzieherische oder etwa auch künstlerische Arbeit usw. wird oft nicht als Arbeit anerkannt und bleibt dem privaten Bereich zugeordnet. Hier wäre aus vielen Gründen ein rasches Umdenken notwendig. Es sind weltweit immer noch die Frauen, die unbezahlt das Leben aufrechterhalten. Auch die Forderung der Frauen nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit ist nicht erfüllt.

Die Farbe Blau verweist also immer noch auf die unerfüllte Utopie der Moderne.